Elterninformation zum erweiterten jahrgangsübergreifenden Lernen
Als an der Grundschule Sundern zum Schuljahr 2003/04 die jahrgangsübergreifenden Schuleingangsklassen gebildet wurden, war allen Beteiligten bewusst, dass damit nur ein Anfang zur Auflösung des Lernens in Jahrgangsklassen gesetzt wurde.
Deshalb waren wir froh, als die Schulkonferenz im Oktober 2011 beschloss, sich auf den Weg zur Jahrgangsmischung 1 bis 3 zu machen. Dieses Ziel wurde im Schuljahr 2014/15 umgesetzt und inzwischen seit fast sechs Jahren erfolgreich praktiziert.
Da sich die Gesetzeslage seit unserem Beschluss aus dem Jahre 2011 geändert hat und eine Mischung 1 bis 3 inzwischen nicht mehr vorsieht, erwartete die Bezirksregierung von uns einen weiteren Beschluss, der eine Weiterentwicklung der Jahrgangsmischung beinhalten sollte. Dieser Beschluss wurde im September 2014 gefasst.
Schulkonferenzbeschluss vom 24.09.2014:
Jahrgangsmischung
Die Schulkonferenz möge beschließen, dass sich die GS Sundern mittelfristig auf den Weg zur Jahrgangsmischung 1-4 bzw. 1+2 und 3+4 machen wird.
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- Dieser Maßnahme wurde einstimmig zugestimmt.
In den vergangenen fünf Jahren wurde die Schulentwicklung stetig fortgesetzt. Intensiv wurde sich mit den verschiedenen Möglichkeiten auseinandergesetzt.
Am 20.01.2020 hat sich das Lehrerkollegium für die Mischung der Jahrgänge 1 und 2 sowie der Jahrgänge 3 und 4 ab dem Schuljahr 2020/21 ausgesprochen. Dieser Wunsch wurde am 12.03.2020 sowohl der Schulpflegschaft als auch der Schulkonferenz mitgeteilt und erläutert. Die Schulkonferenz hat dieser Umstellung einstimmig zugestimmt!
Warum entscheiden wir uns für diesen Weg, obwohl jahrgangsübergreifende Klassen in der Öffentlichkeit immer wieder auch kritisch diskutiert wurden und werden?
Mit dem jahrgangsübergreifenden Unterricht haben wir über viele Jahre hin sehr gute Erfahrungen gemacht, die das Lern-, Arbeits- und besonders auch das Sozialverhalten der Kinder betreffen.
Die Vielfalt der Kinder wird als Bereicherung für das Zusammenleben und Zusammenlernen verstanden. Gegenseitige Lernanregungen und Unterstützungen können genutzt werden. Durch speziell abgestimmte Angebote und Aufgaben werden die Kinder während des Klassenunterrichts und/oder in den Kleingruppen gefördert und gefordert.
Es werden verschiedene Lernwege für unterschiedliche Lernvoraussetzungen ermöglicht.
Vorteile:
- Jahrgangsübergreifende Lerngruppen entsprechen der natürlichen sozialen Umgebung (z. B. in der Familie, im Kindergarten und auch in der Berufswelt).
- Nach den Richtlinien und Lehrplänen hat jedes Kind ein Recht auf individuelle Förderung. Durch die Jahrgangsmischung tragen wir dieser Forderung in besonderem Maße Rechnung. Differenzierung ist gelebter Alltag für Lehrkräfte, die den Blick auf die Unterschiede in der Gruppe haben.
- In jahrgangsgemischten Gruppen steht die individuelle Entwicklung der Kinder im Vordergrund. Jeder, ob jünger oder älter, ob begabt oder schwächer, ob schneller oder langsamer lernend, ob mit Bedarf an Förderung oder Forderung, kann entsprechend seiner Entwicklung erfolgreich lernen, kann anderen helfen oder von anderen Hilfe erhalten.
- In einer jahrgangsgemischten Lerngruppe gibt es neben Phasen der individuellen Arbeit auch immer Phasen des gemeinsamen Unterrichts.
- Die Kinder wachsen in eine bestehende Klassengemeinschaft hinein und können sich an den älteren Schülern orientieren.
- Die Schüler übernehmen bestehende Rituale und vereinbarte Regeln.
- Es besteht die Möglichkeit, dass ein Schüler aufgrund entsprechender Begabung schon nach drei Jahren die vorgeschriebenen Inhalte der Grundschule erreicht hat und dann auf die weiterführende Schule wechselt. Ebenso ist es möglich, dass die Grundschulzeit verlängert wird, wenn die grundlegenden Lernziele noch nicht erreicht sind. In diesen Fällen können die Kinder entsprechend ihres Leistungsstandes weiterarbeiten und müssen nicht die bereits gelernten Inhalte erneut bearbeiten. All dieses, ohne alleine in eine völlig neue Lernumgebung wechseln zu müssen. Ein Teil der Klassengemeinschaft bleibt immer bestehen bzw. wechselt gemeinsam.
- Kinder unterschiedlichen Alters regen an, voneinander und miteinander zu lernen.
- Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Altersmischung das Gemeinschaftsgefühl an unserer Schule vorbildlich gestärkt und somit positive Auswirkungen auf das Sozialverhalten der Schülerinnen und Schüler hat.
- Die Kinder erleben in ihrer Schulzeit den Perspektivwechsel vom Hilfesuchenden zum Helfer und erhalten so die Chance, schon früh eigenes Lernen zu reflektieren.
- Kinder erleben die Unterschiede in der persönlichen Entwicklung, im eigenen Lernstand und in der eigenen Interessenbildung als normal.
So wird das Lernen in der GS Sundern gestaltet
Unterricht in der Schuleingangsphase (SEP) 0102:
Die Kinder in der SEP arbeiten jahrgangsübergreifend in unterschiedlichem Lerntempo zu unterschiedlichen Zeiten mit differenzierten Ergänzungsangeboten und ggf. mit unterschiedlichen Materialien.
Wesentliches Element dieses Konzeptes ist das selbstständige Arbeiten mit individuellen Arbeitsplänen der Kinder und Unterstützung durch Lehrkräften und/oder Mitschülern.
In allen Unterrichtsfächern arbeiten die Schülerinnen und Schüler zur gleichen Zeit an ähnlichen Aufgabenstellungen. Diese orientieren sich an den gültigen Lehrplänen (0102) und Vorgaben, die ebenfalls die Jahrgänge 1 und 2 als Einheit (Schuleingangsphase) verstehen. Die Lerninhalte werden dabei im Sinne eines Spiralcurriculums umgesetzt.
Die Verweildauer ist für die meisten Kinder dieser Stufe bei zwei Schuljahren geblieben. Besonders starke Kinder werden nicht ausgebremst und können nach einem Jahr in Klasse 3 wechseln. Seit der Abschaffung des Schulkindergartens können Kinder mit höherem Förderbedarf drei Jahre in der SEP verbleiben, ohne dass es als Wiederholung eines Schuljahres zählt.
Unterricht in der Jahrgangsmischung 0304:
Das Prinzip der Altersmischung, das die Kinder bereits gewohnt sind, wird nun auch den Schülerinnen und Schülern des vierten Schuljahres ermöglicht.
In den Unterrichtsfächern Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Musik und Kunst werden alle Schülerinnen und Schüler zur gleichen Zeit an ähnlichen Aufgabenstellungen arbeiten. Diese orientieren sich an den gültigen Lehrplänen (0304) und Vorgaben, die ebenfalls die Jahrgänge 3 und 4 als Einheit verstehen. Die Lerninhalte werden dabei im Sinne eines Spiralcurriculums umgesetzt.
Die Fächer Englisch und Religion, sowie der Bereich Schwimmen werden vorerst weiterhin getrennt nach Jahrgang 3 und 4 unterrichtet.
Da bereits langjährige Erfahrungen über das Unterrichten in heterogenen Lerngruppen vorliegen, war der Schritt in Richtung weitere Flexibilisierung eher klein.
Das Leitbild der Schule spiegelt die Idee der Jahrgangsmischung wider:
An unserer Schule sind Gemeinschaft, Individualität und Selbstständigkeit miteinander verknüpft und werden besonders gefördert (miteinander, voneinander, füreinander einstehen und lernen).
In allen Bereichen des schulischen Lebens achten wir einander und nehmen jeden Einzelnen in der Gemeinschaft wahr.
Wir lernen das Lernen, um eine gute Basis für ein lebenslanges Lernen zu schaffen.